Stricken, Häkeln lernen * Strickanleitungen * Socken stricken

Stricken & Häkeln mit eliZZZa * Wie alles begann…

nadelspiel * Wie alles begann

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Die liebe Alexandra Seger hat in unserer facebook-Gruppe „Stricken & Häkeln mit eliZZZa“ gefragt:

Wie bist Du an den Punkt gekommen, wo Du jetzt bist? Also, woher diese Wolllust, die Lust am Stricken? Und auch das Know How kommt ja nicht von ungefähr…

Da muss ich natürlich ein bisschen weiter ausholen 😉

Aaalso: Stricken gehörte irgendwie zu meiner Kindheit. Meine Großmutter väterlicherseits strickte das ganze Jahr über Socken für Weihnachten. Ganz einfache Socken mit klassischer Käppchenferse mit feiner Wolle. Ich kann mich nicht erinnern, jemals Socken getragen zu haben. Wo ich doch seit jeher vermeide, Socken, Strümpfe, Strumpfhosen an meine Füße zu lassen – neverever! Selbst bei Minusgraden laufe ich mit nackten Füßen in den Schuhen.

Stricken & Häkeln in den Genen

Meine Mutti nähte, strickte und häkelte soferne es ihre karge Freizeit zuließ. Wiewohl Handarbeiten damals so gar nix mit entspannter Freizeit zu tun hatte sondern mehr eine Notwendigkeit war, weil Stricksachen praktisch unerschwinglich waren. Ich wüsste auch gar nicht, wo man diese hätte kaufen können. Und auch für Garne gab es nicht einfach einen Wollladen sondern bei uns wurden getragene Teile aufgetrennt (geribbelt) und daraus Neues gestrickt.

Eine ehemalige Kindergarten“tante“ von mir erinnerte sich mit über 80 Jahren daran wie sehr ich mich als Kind über eine gestrickte Joppe gefreut hatte. Diese hatte meine Mutti – wie damals üblich – aus geribbeltem Garn eine Joppe gestrickt, aus der mein Bruder herausgewachsen war. Nie hatte sie jemals wieder ein Kind gesehen, dass sich so sehr über etwas gefreut hatte wie die kleine Liesi über diese Strickjacke, erzählte sie Jahrzehnte später. Ich wollte das Teil gar nicht ausziehen, obwohl es Sommer war und ich vor lauter Hitze schon einen ganz roten Kopf hatte 😉

Handarbeitsunterricht – lernen fürs Leben

Ich freute mich riesig auf die Schule und auf alles, was ich dort lernen würde. Auch auf den Handarbeitsunterricht. Das verkniffene „Fräulein“, das uns diese wunderbaren Künste beibringen sollte, erreichte vorerst allerdings genau das Gegenteil. Der giftgelbe Acrylschal quälte uns ein ganzes Schuljahr lang (jedenfalls habe ich das so in Erinnerung). Die wackeligen Maschen waren natürlich sofort schmutziggrau von all dem Angstschweiß. Und wenn sich meine Mutti erbarmte, ein paar Reihen zur Hausaufgabe beizusteuern, so wurden diese vom „Fräulein“ gnadenlos enttarnt und geribbelt. Kurzum, ich lernte blitzschnell, Handarbeiten zu HASSEN!

Zum Abitur mit Stricken

Im Gymnasium wendete sich das Blatt dramatisch. Eine junge Professorin (sie unterrichtete auch noch andere Fächer) nahm sich des Handarbeitsunterrichts an. Sie entfachte in uns nicht nur ein Feuerwerk an Kreativität, sie stattete uns so nebenbei auch mit dem notwendigen Grundwissen aus. Nun gab es kein Halten mehr – wir gestalteten die abenteuerlichsten Stücke. Ich erinnere mich noch an eine Schultasche aus einer alten Jeans, die Henkel waren zwei Holzkleiderbügel. Ich war begeistert! Wir waren fortan die wohl stillste Klasse an der Schule, setzten wir doch durch, während des Unterrichts stricken zu dürfen. Das ging so bis zur Matura und ich glaube mich zu erinnern, dass unser Klassenvorstand zur Abschlußfeier einen von uns allen gestrickten Schal kriegte.

Pullover stricken mit Nicole

In den Jahren danach (so Ende der 70er Jahre) strickte ich pro Woche einen Pullover. Stricken und Häkeln entwickelte sich zum Trend und tolle Handarbeitsmagazine eroberten den Markt. Die Zeitschrift „Nicole“ habe ich akribisch gesammelt. Komischerweise habe ich keinen Schimmer mehr, wo ich Garn kaufte, aber ich hortete immer Vorräte 😉

Ich arbeitete u.a. in einem kleinen Laden, wo ich wundersame Strickmützen entwarf und verkaufte. Und ganz gleich in welchem Job ich arbeitete, das Stricken & Häkeln ließ mich nie mehr los. Eines Tages erstand ich eine Strickmaschine, die Muster stricken konnte. Ich verkaufte wohl tausende gestrickte Lace-Dreieckstücher, die ich in Halb-Handarbeit auf der Strickmaschine anfertigte. Zwischendurch „erfand“ ich Leggings. Mit Hilfe der lieben Tante Lore, die die Teile nähte, verkaufte ich diese kunterbunten Dinger auf Flohmärkten.

Bei einem Zwischenstopp in einer Wiener Firma, die Mode in Indien fertigen ließ, durfte ich sogar designen. Anschließend war ich beruflich in der Werbebranche gelandet und verdiente meine Brötchen als Konzeptionistin & Texterin in großen Agenturen. Das war schon ziemlich meins, eine Steigerung war aber möglich, wie sich bald zeigen sollte.

Vom „portablen“ PC zur Industriestrickmaschine

1986 kriegte ich zu Weihnachten einen Computer zum Geschenk. WOW! Ich entdeckte sehr schnell, was da in dieser Koffernähmaschine (es war ein „portabler“ PC) steckte und war von einem neuen Virus erfasst. Ich übersetzte amerikanische Astrologieprogramme und lernte programmieren. In meiner Werbeagentur machte ich die Bekanntschaft mit der „Apple-Welt“ und lernte die Grundlagen der graphischen Gestaltung.

Gleichzeitig kaufte und restaurierte ich 10 Industriestrickmaschinen (so richtig riesige mit je ein paar hundert Kilo Gewicht). Dadurch fand dadurch auch mein Atelier hier im Gewerbehof und entwarf noch wundersamere Kleidungsstücke 😉

1995 verfiel ich dem Internet. Durch Zufall natürlich. Ich wurde Mitbegründerin der ersten reinen Internet-Agentur und durfte hunderte Internetauftritte gestalten. Kurz später beschäftige ich in meiner eigenen Internet-Agentur mehr als 20 Angestellte. 2001 folgte der unsanfte Absturz mit Firmen- und Privatkonkurs.

Ich hatte wenig Zeit zum Verschnaufen und begann am WIFI Wien zu unterrichten. Ich hatte ja einiges rund um das Thema Internetproduktion gelernt. Zum Handarbeiten hatte ich kaum noch Zeit.

Mit Nadelspiel dem Schmerz davongelaufen

Ab 2005 erkrankte meine Mutti neuerlich an Brustkrebs und wir verbrachten viel Zeit in der Chemo-Ambulanz. Was tut man beim stundenlangen Warten am besten? Richtig! Man strickt und häkelt Chemomützen und andere Sachen um sich abzulenken und die Zeit zu vertreiben.

Als ich meine Mutti dann in den ersten Tagen des Jahres 2007 schließlich gehen lassen musste, fiel ich nicht nur in ein tiefes Loch, ich fiel in einen Abgrund. Mir war mein Zwilling herausgerissen worden. Ich war nicht fähig zu arbeiten, aber ich strickte mich In den nächsten Monaten buchstäblich aus meinem Schmerz heraus.

Kurz nach meiner Mutti starb auch mein geliebter Onkel Fritz, der Ehemann von der lieben Tante Lore. Das schweißte uns zusammen, umso mehr als wir eine gemeinsame Leidenschaft teilen – das Handarbeiten. Die liebe Lore war ja Handschuhnäherin und hatte eine eigene Werkstatt. Wobei die liebe Lore eine Koryphäe in allen Disziplinen ist, vor allem in jenen, wo ich keinerlei Geduld dafür habe 😉 Wenn man mit über 90 Jahren noch regelmäßig neue Handarbeitstechniken lernt, dann verdient das höchsten Respekt.

Im Sommer konnte ich dann wieder unterrichten und hatte einen Kurs zum Thema „Youtube, Facebook & Co“ auf dem Programm. Hmmm…. Youtube… Wer hat denn für so einen Blödsinn Zeit? Natürlich wusste ich technisch alles darüber und natürlich hatte ich auch einen Kanal – auf dem nix passierte. Aber wer damit seine Zeit vergeuden sollte, war mir ein Rätsel.

Das erste Strickvideo

Und so habe ich als Anschauungsbeispiel ein Video hochgeladen. Garn und Kamera immer in Griffweite erstellte ich ein grottenschlechtes Video „Wie stricke ich einen Maschenanschlag“ und stellte es auf Youtube, um es gleich drauf wieder zu vergessen.

Ein paar Wochen später wurde ich abermals für den gleichen Kurs gebucht und erinnerte mich an das Video. 40.000 Aufrufe?! Was zum Teufel ist da los? Ich war völlig von den Socken – buchstäblich (obwohl ich ja keine trage 😉 Und natürlich war ich angefixt und neugierig und wusste aufgrund meiner Vorgeschichte natürlich genau, was zu tun ist.

Domain suchen, Website anlegen, mehr Videos drehen, besser machen, kommunizieren etc.
Ja und dann entwickelte die Story eine ziemliche Eigendynamik.

Der Rest ist nadelspiel-Geschichte 😉

Wenn Du mehr über diese Geschichte sehen/hören willst, dann findest Du hier einige Presseberichte und TV-Ausschnitte.

 

 

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7 Kommentare
  1. keserane says

    Vielen Dank, liebe Elizzza, daß du uns an deiner Geschichte teilhaben lässt.
    Auch ich hab von dir ganz, ganz viel gelernt und mein persönlicher Höhepunkt war es dich auf der Wollmesse in Leipzig 2014 zu treffen. In diesem Jahr sollte sich mein Leben noch komplett auf den Kopf stellen…
    Tausend Dank für die viele Arbeit, die du dir in den vielen Jahren gemacht hast und wir alle freuen uns auf eine verstrickte Zukunft mit dir.
    Deine keserane (mit den Unterspulenohrringen)

  2. Lotte1961 says

    ja.. kommt mir bekannt vor..
    was habe ich Handarbeiten gehasst… der Topflappen hatte frappierende Ähnliochkeit mit einer Glocke, der Teddy nur rechte Maschen hatte ein ungewolltes Lochmuster, ganz abgesehen von dem hässlichen orangen Handarbeistkörbchen..
    Meine Oma hat genäht, ganze Kleider von Hand, meine Mutter gestrickt und gehäkelt, hauchdünne Tücher und mir fällt mein 1. Pullunder mit einem Farbverlaufsgarn ein ich denke es war 1973..Zur Geburt meiner Tochter bekam ich eine wunderschöne DEcke im Muschelmuster mit abnehbarer Kaputze, meine Kinder, alle 4 Enkel und einige Patenkinder und die von Freunden wurden darin zur Taufe warm verpackt nur ich stand mit allen Nadeln auf Kriegsfuß…
    dann 2004 im November kam ich abends vom Spätdienst – im Esszimmer mein Mann sowie Sohn und dessen Freundin am Tisch… wir müssen dir was sagen.. ihr werdet Oma und Opa…
    meine erste Reaktion..ich brauche einen Schnaps und danach..na dann muss ich ja wohl anfangen zu stricken.. Grinsen auf allen Gesichtern… also Wolle besorgt und Nadeln und eine strickende Bekannt um Hilfe gebeten…und bald waren sie fertig Minisöckchen in neutralem mint/grau/weiss mit Käppchenferse
    meien Bekannte wenn du das kannst, dann geht auch anderes..also nahm ich einen Babykuschelsack nach einer Junghansanleitungi m Wollmix mit RVO für mein erstes Enkelkind in Angriff- und hab es geschafft, nur den Reißverschluß hat meinen Bekannte einegnäht… ja so fing alles an.. heute bestellt die älteste was gerade „in“ ist.. Loops, Mützen, Socken sowieso, ich habe für alle Enkel, sowie für einige Kollegen/Freunde Babydecke gestrickt und gehäkelt. Jäckchen eigentlich nur RVO, weil sie keinen Nähte haben, Handschuhe, selbst einen Hundepullover .. Mützen, Tücher, Frühchenkleidung..alles was kommt..
    nun ich denke, das Ziel ist der Weg, wenn man will gehst vieles und unter Druck eben nix… ich habe mir hier schon ganz oft Anregungen geholt..und dafür Dank an Elizzza … die Babybaskenmütze kommt immer besonders gut an… mach bitte weiter so…

  3. Rita says

    Liebe Elizzza!
    Lang ist`s her, als ich 2010 nach der Geburt meines ersten Enkelkindes, auf youtube Deine Spiralsocken gestrickt habe.
    Seit dem begleitet Dein Blog mein Leben.
    So manches Teil habe ich nach Deiner Anleitung stricken und häkeln dürfen.
    Dafür möchte ich Dir recht herzlich danken.
    Auf dass wir noch viele Anleitungen zusammen handarbeiten.
    Liebe Grüße
    Rita

  4. Daniela says

    Das ist eine sehr interessante Story. Als die Stelle mit dem Handarbeiten hassen kam, fand ich mich wieder und sah meine überhaupt nicht beliebte Klassenlehrerin vor meinen Augen.

  5. Meike Mollitor says

    Wow, was für eine Geschichte! Eine wie sie nur das Leben schreiben kann.
    Es macht Mut und Zuversicht zu lesen das man, auch wenn man denkt es geht nicht weiter, immer einen Weg finden kann der einen an das Ziel bringt. Ich meine damit nicht ein Ziel als solches dass man sich vorher gesetzt hat, sondern eher die Zufriedenheit im Leben.
    Danke für Deine Geschichte liebe elizza.
    Deine, nun mit mehr Zuversicht ausgestattete, Followerin Meike

  6. eliZZZa
    eliZZZa says

    Liebe Stiny,
    danke für Deine lieben Worte. Es ist auch umgekehrt so: So viele von Euch haben mein Herz berührt, mich so viel gelehrt und mich durch dick & dünn begleitet. Auch ich kann mir „ohne“ gar nicht mehr vorstellen. Es ist schon erstaunlich, wohin einen das Leben führt, wenn man es zulässt…

    Auf weitere gemeinsame Jahre mit der Nadel in der Hand!
    Dir alles Liebe & Gute,
    eliZZZa

  7. Kerstin says

    Super Sache elizzza. Ein bisschen kannte ich deine Geschichte ja schon, so war ich ab 2007 doch fast von Anfang an dabei, als deine Karriere im Internet begann. Ich war 2007 mit meinem ersten Kind schwanger und mich überkam ein gewisser Nesttrieb. Obwohl ich nie was mit Handarbeiten zu tun hatte, kam es mir in den Sinn, unbedingt Kleidung und Spielzeug für meine Tochter herzustellen. Es begann mit Häkelarbeiten. Ich weiß noch, wie deine Videos mich Tag und Nacht begleitet haben, ich gespannt deinem Fingern und deiner sehr angenehmen Stimme folgte. Es war immer ein Erlebnis und ist es heute noch. Durch dich habe ich häkeln und stricken gelernt und ich bin dir auf ewig dankbar dafür. So konnten schon einige hundert Projekte von meinen Nadeln hüpfen. Der erste Nadelspielclub kam, dann löste der zweite den ersten ab. So war es, glaub ich, oder? Ja, und dann hörte ich von Facebook, hab es lange ignoriert, aber mich dann doch angemeldet. Und das wegen dir und deiner FB-Seite
    So bist du auch ein Teil in meinem und vieler anderer Leben. Schon toll, deine Geschichte hier zu lesen. Mach weiter so, aber ich bin mir sicher, das machst du Dir, Tante Lore und all deinen Lieben eine schöne Zeit! LG, Kerstin (Stiny)